Gedanken der Hoffnung

Sonne hinter Wolken

Viele Selbsthilfebücher raten dazu folgendes zu tun: Täglich einmal überzeugt zu sich selbst zu sagen, dass man wieder gesund wird. Kritiker könnten jetzt einwerfen, dass unsere Erkrankung nun mal chronisch ist, also wäre der Gedanke utopisch. Abgesehen davon, dass das Wort „chronisch“ lediglich in der schulmedizinischen Meinung existiert, kann man sich auch in einer guten Remissionsphase gesund fühlen.

Ein Blick zurück

In der langem Zeit im Krankenhaus, einer der schwersten Zeiten in meinem Leben, habe ich die positive Selbstsuggestion nach einigem Zögern selbst angewendet. Zugegebenermaßen war ich äußerst skeptisch und konnte mir eigentlich nicht mehr vorstellen jemals wieder ein anderes Leben zu führen… zumindest keines, dass ich als annähernd normal bezeichnen würde.

Aber ich hatte ja nichts zu verlieren und Zeit hatte ich im Überfluss. Statt einfach Stunden damit zu verbringen an die Decke des Krankenhauszimmers zu starren, konnte ich mich genauso gut mit meinen Gedanken beschäftigen.

„Ich werde wieder gesund“

Also stellte mir vor, wie ich ganz banalen Dingen nachging, wie vor dem Spiegel zu stehen und mich für eine Party hübsch zu machen. Ich stellte mir vor, wie ich mit Freunden lachte, visualisierte Situationen, in denen ich glücklich und gesund war.

Keine Ahnung warum ich gerade an eine Party dachte, denn die Vorstellung war zum damaligen Zeitpunkt maximal weit von meiner Realität entfernt. Ehrlich gesagt, hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht daran gedacht, dass sich meine Situation so bald in irgend einer Weise ändern würde. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse.

Mein größter Albtraum

Hinter meinen unerträglichen Schmerzen verbarg sich ein 300 ml großer Abszess, der in einer Notoperation geöffnet wurde. Am nächsten Tag wurde mir mitgeteilt, dass ich einen künstlichen Darmausgang bekommen sollte. Mein Leben zerbrach in Scherben und ich fiel in ein tiefes, schwarzes Loch.

Letztendlich ging ich einmal quer durch die Hölle und kam am anderen Ende wieder ins Leben zurück. Ich musste wohl erst am tiefsten Punkt ankommen, um wieder die Sonne hinter den Wolken zu sehen. Nach Abszessen, Fisteln, Magen-, Darm-, Speiseröhren-, Gelenk-, Venen- und Darmentzündungen weckte mich das, wovor ich die ganze Zeit am meisten Angst gehabt hatte, aus meinem endlosen Albtraum

Das Leben danach

Nur wenige Monate nach der Visualisierung eines gesunden Ichs begleitete mich das Stoma auf eine Party, die ich nie vergessen werde. Ich weiß ehrlich gesagt nicht in wieweit meine Gedanken dazu beigetragen haben, dass ich mittlerweile annähernd das Leben führe, das ich mir vorgestellt hatte. Für mich zählt jedoch nur, dass ich endlich wieder die Kraft habe zu leben.

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