Morbus Crohn oder der Wunsch die Welt zu retten

morbus crohn oder der wunsch die welt zu retten

Ich habe oft darüber nachgedacht, warum ich krank wurde. Und ich kann mir gut vorstellen, dass ich nicht die Einzige bin, die sich diese Frage gestellt hat. Vom einen Moment auf den Anderen ist plötzlich nichts mehr wie es war. Man war jung, gesund und glücklich und auf einmal ist da diese Krankheit, die von nun an dein Leben bestimmt.

Am Anfang hatte ich keine Erklärung für den Ausbruch der Krankheit. Wie ein Blitzschlag hat mich die Diagnose ganz unvorbereitet getroffen und ich musste lernen damit umzugehen. Doch auch wenn ich ganz tief in mich hineinblicke, kann ich ganz ehrlich sagen, dass ich mir nie gewünscht habe, es hätte doch jemand anderen treffen sollen. Ich bin der Meinung, dass niemand so einen Schicksalsschlag verdient hat.

Jeder Augenblick ist im Nächsten schon wieder vergangen

Ich bin aber auch der Meinung, dass jeder das Beste aus seiner Situation machen kann. Wenn ich nicht die Diagnose Morbus Crohn erhalten hätte, dann hätte ich wahrscheinlich mit einem anderen Problem in meinem Leben kämpfen müssen. Ich denke, dass es in der Natur des Menschen liegt, dass uns Steine in den Weg gelegt werden, die wir dann überwinden müssen.

Und dann ist es wichtig zu wissen, dass unser Leben sich immer weiterbewegt, jeder Moment ist im Nächsten wieder vergangen und wenn man jetzt im Moment am Boden ist, heißt das nicht, dass man in 5 Minuten oder 5 Monaten nicht schon wieder am Höhepunkt seines Lebens stehen kann.

Mir ist allerdings bewusst geworden, dass wir vielleicht ein Stück weit beeinflussen können, welche Steine uns in den Weg gelegt werden können. Ich kann dabei nur für mich sprechen, doch für mich selbst meine ich die Erklärung gefunden zu haben.

Das eigene Glück mit dem Rest der Welt teilen wollen

Bereits vor der Diagnose war ich voller Energie und Lebensfreude, und die wollte ich mit möglichst vielen Menschen teilen. Ich wollte den Rest der Welt an meinem Glück teilhaben lassen und an der Lösung der großen Probleme mitwirken. Auch heute engagiere ich mich noch so viel wie möglich für gesellschaftspolitische Themen, aber ich weiß heute viel besser wo meine körperlichen Grenzen liegen.

„Be the change you want to see in the wold“ – Ghandi

Damals war ich ein regelrechter Magnet für die Probleme meiner Mitmenschen. Ich bin sehr empathisch und kann mich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen und sowohl eine interessierte Zuhörerin, als auch gute Gesprächspartnerin. Das Problem dabei ist allerdings, dass man zwar Seite an Seite auf die Probleme zugehen und mit guten Ratschlägen unterstützen kann, letztendlich ist jedoch jeder Selbst für sich verantwortlich.

Der richtige Zeitpunkt liegt in uns Selbst

Ich habe sehr lange gebraucht, um das zu verstehen und mich nicht mehr für das Leben der Menschen, die mir Nahe stehen verantwortlich zu fühlen. Damit meine ich nicht, dass mich das nicht mehr berührt, ganz im Gegenteil, doch ich habe verstanden, dass es nicht in meiner Macht liegt gewisse Dinge zu ändern. Gewisse Einsichten müssen aus einem Selbst kommen, manchmal ist auch noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür, doch es liegt in uns selbst diesen Zeitpunkt zu finden.

Man könnte sagen, ich habe eine gewisse Gelassenheit entwickelt. Und genau diese Gelassenheit hat mir damals gefehlt. Denn neben dem „Wunsch die Welt zu retten“, der mein Leben zwar immer noch prägt, aber nicht mehr in der gleichen, sich selbst vernachlässigenden Art und Weise wie vor der Diagnose Morbus Crohn. Ich bin der Meinung, dass man durch die Krankheit lernt, mehr auf sich selbst zu achten und sich einen größeren Stellenwert einzuräumen.

Der Drang es allen Recht zu machen

Früher war ich so sehr darauf konzentriert es allen Recht zu machen, dass ich meine eigenen Interessen dabei etwas zu weit hinten angestellt habe. Das kann sich auf Dauer einfach nur negativ auf die eigene Balance auswirken. Auch wenn ich heute immer noch sehr engagiert bin und versuche so viel wie möglich in eine positive Richtung zu bewegen, habe ich sehr gutes Gespür für mein eigenes Wohlbefinden gefunden.

Ich achte viel mehr auf Dinge, die mich aus der emotionalen und körperlichen Balance bringen, vergleichbar mit einem Sinn, der durch die Erkrankung geschärft wurde. Ich habe gelernt mich selbst zu retten und jetzt kann ich diese Kraft hoffentlich weitergeben.

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