Als wäre der Tumult im Bauch nicht genug, machen nachts auch die Beine, was sie wollen. Brennen, Stechen, Zucken – und nur Bewegung bringt Linderung.
Kommt dir das bekannt vor? Das ist kein Zufall. Neueste Erkenntnisse zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen chronischen Darmerkrankungen und dem Restless Legs Syndrom.
Das Restless Legs Syndrom (RLS) macht für Betroffene die Nacht zum Tag. Und den Tag zur Qual. Dass Erholung dadurch zum Fremdwort wird, macht Sinn. Was aber hat das RLS mit dem Darm zu schaffen?
Hier erfährst du alles, was es dazu zu erfahren gilt: Symptome. Hintergründe. Und Lösungsansätze jenseits der herkömmlichen Chemiekeulen.
Was ist das Restless Legs Syndrom?
Aber der Reihe nach. „Restless Legs“ bedeutet so viel wie „rastlose Beine“. Hinter dem Begriff verbirgt sich allerdings mehr:
Betroffene leiden unter Missempfindungen und Schmerzen in den Beinen. Dazu kommen häufig Muskelzuckungen.
Typischerweise verschlimmern sich die Beschwerden mit zunehmender Entspannung – vor allem nachts.
Das Einzige, was kurzfristig hilft, ist Bewegung. An Schlaf ist so natürlich nicht zu denken. Dies kann weitere Probleme nach sich ziehen.
Wer einmal mit Schlafstörungen zu kämpfen hatte, weiss: Die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit leidet. Das Immunsystem. Und irgendwann auch die Freude am Leben. Viele Patienten mit RLS schlittern so in eine Depression.
Die Diagnose selbst kann sich teilweise schwierig und vor allem langwierig gestalten. In der Zwischenzeit leidet der Patient – und die Abwärtsspirale dreht sich fröhlich weiter.
Dabei gibt es durchaus Ansätze, die Linderung versprechen; und manchmal sogar ein Verschwinden der Symptome.
Formen und mögliche Ursachen
Was also kannst du als Betroffener oder Angehöriger tun? Erst einmal gilt es, die Ursachen kennen. Dabei wird generell zwischen einem primären RLS (ohne bekannte Grunderkrankung) und einem sekundären RLS (als Begleiterscheinung einer bekannten Ursache) unterschieden.
Für letzteres ist eine Reihe möglicher Faktoren bekannt:
- Schwangerschaft: Insbesondere im letzten Drittel, nach der Geburt bildet sich das RLS zurück.
- Rückenbeschwerden
- Mangelerscheinungen: Eisenmangel, Folsäure- und Vitamin-B-12-Mangel
- Veränderungen im Neurotransmitter- und Hormonhaushalt: Vor allem Störungen im Dopamin-Eisen Stoffwechsel
- Medikamente: Präparate gegen Übelkeit (Prochlorperazin oder Metoclopramid), gegen Bluthochdruck und Herzrythmusstörungen (Kalziumkanalblocker und Betablocker). Auch Antihistaminika, Antidepressiva und Neuroleptika können RLS triggern.
- Chronische Krankheiten: Beeinträchtigung der Nierenfunktion oder Schilddrüse, Diabetes, Erkrankungen des Peripheren Nervensystems, Zöliake, Parkinson -und laut neuesten Erkenntnissen auch: Chronische Darmerkrankungen.
Was hat der Darm mit den Beinen zu schaffen? Studien und Hinweise
Eine Verbindung zwischen Restless Legs Syndrom und Beschwerden im Verdauungstrakt wurde bereits seit Jahren vermutet. Neuere Studien haben diese Vermutungen nun erhärtet.
So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass Patienten mit Morbus Crohn nicht nur häufig mit RLS zu kämpfen haben – die Symptome sind ihrem Fall auch deutlich stärker ausgeprägt. Und: je schwerwiegender der Krankheitsverlauf des Morbus Crohn, desto aggressiver zeigt sich das RLS.
Eine weiterer Forschungszweig befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen RLS und Dysbiosen im Darm. Dabei wurde gezeigt, dass 69 Prozent der untersuchten Patienten mit RLS an einer Dysbiose litten. Dysbiosen wiederum gelten – genau – als möglicher Erklärungsansatz für die Entstehung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.
Über ein Viertel der untersuchten RLS-Betroffenen hatte ausserdem zusätzlich mit einem Reizdarmsyndrom zu kämpfen. Von den gesunden Probanden waren lediglich 4 Prozent betroffen.
Warum diese Überschneidungen? Mögliche Hintergründe
Als mögliches Bindeglied zwischen Erkrankungen des Darms und dem RLS gilt unter anderem der bereits erwähnte Eisen-, Folat- und Vitamin-B-12-Mangel. Ausserdem spielen entzündliche Prozesse und Immunreaktionen eine entscheidende Rolle.
Schliesslich lassen sich, wie in einer weiteren Studie bewiesen wurde, mit Hydrocortison, DEM Mittel gegen (Darm-) Entzündungen, auch die Symptome des RLS abschwächen.
Dies ist, wie so häufig bei chronischen Erkrankungen, lange noch keine abschliessende Erklärung. Der Zusammenhang selbst lässt sich jedoch kaum noch leugnen.
Insbesondere für Patienten mit primärem RLS könnte sich dadurch ein neuer Erklärungsansatz auftun.
Linderung in Sicht – Therapien und Lösungsansätze
Was heisst das jetzt konkret für die Behandlung von Restless Legs Syndrom? Grundsätzlich gilt es nach wie vor, die jeweilige Ursache herauszufinden und diese zu beheben.
Und wenn keine konkrete Ursache isoliert werden kann?
Die klassische schulmedizinische Vorgehensweise sieht in diesem Fall primär die Abgabe von Medikamenten vor. Beliebt sind Opioide, Antiepileptika, Benzodiazepine und Dopaminagonisten.
Viele Patienten haben mit schweren Nebenwirkungen zu kämpfen. Zusätzlich problematisch ist die sogenannte Augmentation. Viele der genannten Medikamente wirken – eine Zeit lang. Nach einer Weile jedoch kommen die Symptome zurück und verstärken sich zunehmend.
Es existieren aber auch nachhaltige Lösungsansätze. Hier eine Übersicht über die wirksamsten Methoden:
- Infrarot-Licht: Damit lassen sich auch zu Hause die betroffenen Stellen behandeln
- Kältekammer: Je regelmässiger, desto besser
- Osteopathie: Sanfte manuelle Therapie
- Relaxis Pad: Wohltuende Gegenstimulation auf Knopfdruck
- Vitamine und Nährstoffe: Magnesium (mindestens 400mg!), Eisen, Vitamin D, Zink, Vitamin B6
- Sport und Stretching
- Akupunktur
- Homöopathie: Lass dich in einer entsprechenden Praxis beraten.
- Entzündungshemmende und basenüberschüssige Ernährung
Hat jemand von euch Erfahrungen mit Restless Legs Syndrom und Morbus Crohn, die er gerne teilen würde? Gerne könnt ihr mir in den Kommentaren schreiben wie es euch damit geht und welche Tipps am besten geholfen haben.