Meine Medizin: Meeresrauschen

meine Therapie Meeresrauschen

Kennt ihr dieses Gefühl? Zu Hause habt ihr ständig Bauchschmerzen, Krämpfe, Schwächeanfälle und im Urlaub ist alles wie weggezaubert? Es ist nicht das erste mal, dass ich im Urlaub unerwartet annähernd beschwerdefrei bin. Ich kann essen was und wann ich möchte, habe weder Bauchkrämpfe noch sonstige Beschwerden und die anfänglichen Gelenkschmerzen gehören auf einmal ebenfalls der Vergangenheit an.

Gesund im Urlaub?

Momentan sitze ich gerade auf meinem wunderschönen Balkon auf einer kleinen Insel in Kroatien und blicke auf das tiefblaue Meer… Allein der Anblick der gleichmäßigen Wellen wirkt schon beruhigend, fast hypnotisch. Ich werde eins mit der Natur und vergesse alle Probleme. Die Dinge, die mir zu Hause vielleicht Kopfzerbrechen bereiten würden, sind im Urlaub ganz weit weg…

Warum bin ich nicht glücklich?

Doch warum muss es immer der Urlaub sein, der mich alle Probleme vergessen lässt? Warum ist es mir nicht möglich die gleiche Entspannung und Gelassenheit zu Hause zu empfinden? Sicherlich gibt es da Arbeit, gewisse Erledigungen, Arzttermine und Pflichtbesuche – doch letztendlich geht es mir gesundheitlich so gut, dass ich eigentlich glücklich sein müsste. Doch irgendetwas hindert mich daran loszulassen…

Was ist das Geheimnis des Meeres?

Eine Sache ist mir  ganz eindeutig aufgefallen: Die Menschen wirken hier viel entspannter als bei mir zu Hause. Die Kassiererin an der Supermarktkasse scannt im Zeitlupentempo ein Produkt nach dem anderen und scherzt währenddessen gelassen mit ihrer Kollegin.

Ich genieße diese Art des Einkaufens auch wenn ich geschätzte 5 Minuten länger an der Kasse stehe. Als ich an die Reihe komme, kann ich ganz in Ruhe den passenden Betrag zusammensuchen, ohne dass der Kunde neben mir immer wieder nervös auf seine Smartphoneuhr blickt.

Als ich wenig später frei von allen Sorgen durch die engen Gassen der venizianisch anmutenden Kleinstadt schlendere, gerät ein halb zerfallenes Gebäude in den Fokus meiner Aufmerksamkeit. Die Außenmauer weist bereits markante Risse auf, das Gemäuer ist mit einfachen Stahlpfeilern provisorisch gestützt, um ein Einfallen des Gebäudes zu verhindern.

Die deutsche Bürokratie und Genauigkeit hätte dieses Gebäude sicherlich bereits vor Jahren als Sicherheitsrisiko eingestuft. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang die Aussage eines nicht aus Europa stammenden Freundes: „In Deutschland haben die Menschen immer Stress. Aber sie können nichts dafür, es ist die Bürokratie, die diesen Stress verursacht.“

Über Bürokratie und Leistungsdruck

Über das halb verfallene, womöglich Einsturzgefährdete Haus lässt sich sicherlich streiten, jedoch ist es wohl offensichtlich, dass die Bürokratie in Deutschland einen hohen Stellenwert einnimmt. Alles ist sehr sehr gut organisiert und das hat nun mal seine Vor- und Nachteile. Auch darüber lässt sich streiten.

Ich persönlich bin jedoch definitiv der Meinung, dass Stress gewisse Krankheiten, wie zum Beispiel chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa, „begünstigt“. Stress entsteht unter anderem durch (Leistungs-)Druck, Verpflichtungen und nervenzerreibende Bürokratie. Da ich an der Grenznah wohne, bekomme ich diese Bürokratie mitunter sehr deutlich zu spüren…

Urlaub – der heilige Gral

Eine weitere interessante Aussage dieses Freundes war die Erkenntnis, dass sich in Deutschland alles um den einen Urlaub im Jahr dreht. Letztendlich musste ich im zustimmen – Urlaub hat auch für mich persönlich einen sehr hohen Stellenwert. Aber warum ist das so?

Der Sommerurlaub ist für viele uns uns vielleicht so etwas wie der heilige Gral, etwas auf das wir das ganze Jahr hinarbeiten.  Hier, weit weg, ist die Welt für mich in Ordnung und ich genieße mein Leben auf einmal in vollen Zügen und nicht nur in Halben wie zu Hause. Der Urlaub ist zeitlich beschränkt und deshalb so kostbar. Aber ist unser Leben nicht genauso zeitlich beschränkt?

Mir persönlich hat diese Aussage sehr zu denken gegeben, denn „ja“, Urlaub ist etwas sehr Wichtiges für mich, da ich hier meine Reserven auftanken kann und alles auf einmal ganz Unwichtiges erscheint. Im Urlaub fühle ich mich gesund! Wenn ich mich trotz chronischer Darmerkrankung im Urlaub gesund fühlen kann, stellt sich mir automatisch die Frage, wie ich dieses Lebensgefühl zu Hause erreichen kann?

Zurück zu Hause und dann?

Zu Hause wird mich der Alltag wieder einholen. Das ist nicht nur wahrscheinlich, sondern sicher. Die Termine, die ich bis dahin aufgeschoben habe, werden am nächsten Tag an meine Tür klopfen und um Erledigung betteln.

Was ich mir jedoch als Lektion nach Hause mitnehmen kann, ist die Gelassenheit der Kassiererin im Supermarkt, die sich einfach überhaupt nicht darum kümmert, dass möglicherweise einige Kunden nervös auf ihre Smartphoneuhr blicken, während sie selbst in Zeitlupentempo einen Artikel nach dem anderen scannt.

Außerdem werde ich mich an das beruhigende, aber doch mächtige Rauschen des Meeres erinnern. Verglichen mit der unglaublichen Weite des Meeres fühlen sich die eigenen Probleme so unscheinbar klein an…

Ich werde versuchen gewisse Dinge etwas entspannter zu sehen und mir nicht mehr so zu Herzen zu nehmen. Manche Probleme benötigen erst einen gewissen Abstand, um letztendlich doch zu Staub zu zerfallen. Doch dafür möchte ich nicht erst mehrere hundert Kilometer weit flüchten müssen.

Mein persönlicher Vorsatz für einen entspannteren Lebensstil

Meditation sehe ich dabei als eine Möglichkeit, um eine gewisse Distanz herzustellen, Stress zu reduzieren und meine Energiereserven wiederaufzutanken. Doch letztendlich ist das nur eine Möglichkeit von Vielen.

Ich glaube ganz fest daran, dass wir eine gewisse Form der Entspanntheit und damit auch des gesundheitlichen Wohlbefindens zu Hause erreichen können, wenn wird in der Lage sind aus gewissen Stress-Strukturen auszubrechen. Der Weg dahin ist vielleicht nicht leicht, aber jeder erste Schritt ist ein Schritt in die richtige Richtung.

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