Für die Entstehung einer chronischen Darmerkrankung werden in den Wissenschaft zahlreiche Einflussfaktoren diskutiert. Man spricht hier von einem „multifaktoriellen Geschehen“, was soviel bedeutet wie, dass wohl nicht eine Ursache allein, sondern die Kombination aus mehreren Faktoren eine chronische Darmerkrankung auslösen kann:
Genetik
Chronische Darmerkrankungen treten häufiger in Familien auf, in denen die Eltern oder Großeltern auch an einer CED erkrankt sind. Gewisse genetische Faktoren scheinen somit einen Einfluss zu haben, auch wenn die eindeutigen Zusammenhänge noch nicht geklärt sind.
Nachtrag 18.04.2016: Das Bundesministerium für Forschung belegt nun die Identifikation einer Mutation im CARD15 (NOD2)-Gen, das als zentraler Auslöser von Morbus Crohn gesehen wird. [1]
Psychische und soziale Faktoren
Das soziale Umfeld und die psychische Stabilität haben offensichtlich einen großen Einfluss auf die Befindlichkeit unseres Darms. Belastungen, Stress, Verluste oder sogar Traumata werden dabei als besonders negative Faktoren angesehen.
Die verschiedenen psychotherapeutischen Richtungen wie beispielsweise die Verhaltenstherapie oder die Psychoanalyse haben dabei jeweils eigene Erklärungen, welche Auslöser von besonderer Bedeutung für eine chronische Darmerkrankung sind..
Autoimmunerkrankung
Eine Autoimmunerkrankung, auch Autoaggressionserkrankung genannt, ist eine Überreaktion des Immunsystems. Die weißen Blutkörperchen (T-Lymphozyten) unseres Immunsystems haben normalerweise die Aufgabe, Krankheitserreger und Schadstoffe zu erkennen und abzuwehren. Bei einer Autoimmunerkrankung ist diese Verteidigungsreaktion allerdings fehlgeleitet, indem sich der Abwehrmechanismus gegen körpereigene Strukturen richtet.
Krankheitserreger
Auch Bakterien, Viren und Pilze stehen in Verdacht eine chronische Darmerkrankung zu begünstigen. Indem diese Erreger Infektionen im Darm verursachen, schwächen sie möglicherweise die Darmflora und erhöhen so die die Wahrscheinlich erhöhen an einer CED wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa zu erkranken.
Nachtrag 18.04.2016: Eine Studie der Technischen Universität München erbrachte jetzt den Beleg, dass eine ungünstige Zusammensetzung gewisser Bakterienstämme im Darm tatsächlich Entzündungen auslösen. Sie transplantierten dafür das Darmmikrobiom kranker Tiere in gesunde Mäuse. Daraufhin entwickelten auch die keimfreien Mäuse Morbus Crohn verwandte Symptome im Bereich des Dünndarms [3]
Umweltfaktoren
Umweltfaktoren wie Hygiene und Klima könnten ebenfalls in Zusammenhang mit chronischen Darmerkrankungen stehen. Interessanterweise treten in den Industrieländern, trotz meist besserer Hygienestandards, chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa häufiger auf als in den weniger industrialisierten und südlicheren Ländern.
Beschaffenheit des Darms
Eine durchlässige Darmbarriere, beziehungsweise eine schlechte Darmflora (die beispielsweise durch Krankheitserreger, ungesunde Ernährung und geschwächtes Immunsystem begünstigt werden kann) könnte ebenfalls die Entstehung einer chronischen Darmerkrankung bewirken.
Ernährung
Diskutiert wird außerdem der Einfluss von bestimmten Nahrungsmitteln wie gehärteten Fetten, Milchprodukten, Zucker etc., die im Verdacht stehen, einen negativen Effekt auf den Darm auszuüben. Von besonderer Bedeutung sind dabei auch chemische Zusatzstoffe wie Aromen, Geschmacksverstärker, Säuerungsmittel, Stabilisatoren, Emulgatoren und vieles mehr.
Diese Stoffe sorgen vor allem in Fertigprodukten für längere Haltbarkeit und bessere Vermarktung (durch ansprechendere Farbe und Duft) und sollten bei einer CED möglichst vom Ernährungsplan gestrichen werden. Sinnvoll ist in jedem Fall bei der Krankenkasse eine Ernährungsberatung zu beantragen und eventuelle Unverträglichkeiten wie Laktose, Fructose, Sorbit, Gluten und Sorbit medizinisch abklären zu lassen. [2]
[1] Dr. Seegert (2016): Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Den Ursachen auf der Spur. In: Bundesministerium für Forschung, abgerufen am 18.04.2016
[2] Prof. Dr. Jost Langhorst & Annette Kerkhoff, Msc ( 2009 ): Was tun bei Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn. Essen: KCV Verlag.*
[3] Schaubeck et. al ( 2015): Dysbiotic gut microbiota causes transmissible Crohn’s disease-like ileitis independent of failure in antimicrobial defence. In: www.gut.de, abgerufen am 18.04.2016. Siehe auch: https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/32365/